Jan Lochbihler (Jg.
1992), Holderbank SO; schiesst in Rio de Janeiro Gewehr 50m liegend und 3-Stellung
«Ich werfe ein Brikett mehr rein»
Was hättest du jemanden geantwortet, der dir vor zwei Jahren prophezeit hätte, dass du im August 2016 an den Olympischen Spielen starten wirst?
Jan
Lochbihler: Ich hätte noch bis vor rund einem halben Jahr gesagt, dass das ein
ambitioniertes, sogar unrealistisches Ziel ist. Wir Schweizer Männer haben ja
keinen Quotenplatz für die Olympischen Spiele erobert. Erst als der Wechsel
eines Frauen- zu einem Männer Quotenplatz Tatsache wurde und ich im Frühling
konstante Leistungen gezeigt habe, rückte Rio in Reichweite. Eine Teilnahme an
den Olympischen Spielen war aber immer mein sportliches Ziel.
Nun ist die Teilnahme
an den Olympischen Spielen Tatsache. Wie bereitest du dich auf die Olympischen
Spiele vor?
Lochbihler:
Die Vorbereitung begann, bevor die Teilnahme definitiv war. Schon
am Weltcup in Rio im April habe mich damit befasst, was an den Olympischen Spielen
auf mich zukommen könnte. Für mich stellen sich Fragen zu Temperatur,
Luftfeuchtigkeit und Klima, ebenso beschäftige ich mich mit dem Medienrummel
und dem Leben im Olympischen Dorf. Ich frage mich zum Beispiel, ob ich in der
Nacht vor den Wettkämpfen schlafen kann. Wenigstens eine leise Vorahnung, wie
es in Rio sein wird, habe ich dank meiner Teilnahmen an den Youth Olympic Games
2010 und an den European Games 2015 in Baku. Aber die Olympischen Spiele sind
eine andere Schuhnummer. Den Spielen schaue ich mit Respekt, aber nicht mit
Angst entgegen. Ich werde mich nun auch mit dem Sportpsychologen beraten, wie
ich mental auf die richtige Spur komme, wie ich die Balance finden kann.
Worauf setzt du im
Training besonderes Augenmerk? Inwiefern hast du dein Training angepasst oder
intensiviert?
Lochbihler:
Ich trainiere nicht anders als vorher. Eine grosse Trainingsumstellung
wäre kontraproduktiv. Ich halte mich deshalb an meinen Trainingsplan, aber ich
werfe ein Brikett mehr rein, ich gebe noch mehr Gas, um den Feinschliff zu holen.
Die Vorbereitungen und die Trainingslager müssen aber neben meinem
40-Prozent-Job Platz haben. Etwa zwei Wochen vor den Olympischen Spielen werde
ich auf 20 Prozent reduzieren, um noch mehr Zeit für die Vorbereitungen zu erhalten.
In Rio de Janeiro werden die Schützinnen und Schützen,
die sonst in den Medien wenig Beachtung finden, für einmal im grellen
Rampenlicht stehen.
Wie gehst du mit diesem
Druck um?
Lochbihler:
Darauf kann und muss man sich vorbereiten. Wir haben eine
Medienschulung gemacht. Es werden grössere Medien wie der «Blick» oder das
Schweizer Fernsehen auf uns zukommen. Sonst sind es meist nur Regionalmedien, die
Interesse zeigen. Ich sehe das als Chance, auch wenn ich persönlich das
Rampenlicht nicht suche. Wenn die Medien über uns Schützen berichten wollen,
müssen wir es nutzen. Dabei geht es nicht um mich als Person, sondern um den Schiesssport
allgemein.
Was sind deine Ziele in
Rio?
Lochbihler:
Ich will in die Finals. Dann sind alle Türen offen. Im Final fängt
es bei null an, dann liegt alles drin.
Wagen wir einen Blick
voraus: Wie geht es nach Rio weiter? Was sind deine nächsten sportlichen Ziele?
Lochbihler:
Für mich beginnt am 1. Oktober eine neue Zeit. Ich werde dann am
Nationalen Leistungszentrum in Magglingen eine Profisportler-Karriere beginnen.
Diese Chance bringt es mit sich, dass die Teilnahme an den grossen Wettkämpfen fast
ein Muss ist. Ich denke bereits jetzt an die WM 2018 in Südkorea und an die
Olympischen Spiele 2020 in Tokyo. Dort will ich wieder dabei sein.
Kleinkaliber-Schütze Jan Lochbihler aus
Holderbank befindet sich in der letzten Phase seiner Olympia-Vorbereitung. Nur
in Rio dabei zu sein, das ist ihm zu wenig. Mehr > (OT)
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